„Kein Fluss ist in der Nähe, der über die Ufer treten könnte, nur ein kleiner Bach. Extreme Starkregenereignisse kommen zudem äußerst selten vor und sind sehr kleinräumig. Da wird es uns schon nicht treffen.“ Und Hitze? „Nun ja, wir hatten ein paar heiße Sommer hin und wieder, aber das wird ja nicht jedes Mal so sein. Hoffen wir mal, dass der nächste moderat wird. Andere Länder, gerade im Süden, wie Spanien, Italien, Griechenland oder Afrika, die haben dagegen tatsächlich zunehmend ernste Probleme“ so höre ich es noch oft, wenn ich mit Freunden, Bekannten und Kund:innen über die Risiken den Klimawandels spreche.
Stimmt das? Oder verschließen wir nur die Augen vor den Risiken?
Ja, es kann sein, dass uns jahre- oder jahrzehntelang kein extremes Starkregenereignis trifft, genauso gut kann es aber schon im nächsten Jahr passieren. Der Trend ist, dass diese Ereignisse immer öfter und häufig stärker auftreten werden als in der Vergangenheit. Als die normalerweise gemächlich dahinplätschernden Ahr erst einmal zu einem reißenden Fluss mit 5 Metern Tiefe geworden war, wie dies im Juli 2021 geschah, war es zu spät, noch vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Und auch die Hitze im Sommer wird bleiben. Was wir bisher als extremen Ausreißer erlebt haben, wird der Normalzustand sein. Wie ging es uns im letzten Sommer? Wer hat nicht zuhause oder auf der Arbeit geschwitzt und fühlte sich schlapp. Rund 4500 Menschen starben in Deutschland 2022 an den Folgen der Hitze und es war noch nicht einmal der wärmste Sommer hierzulande. Manch Unternehmen konnte seine Produktion nicht betreiben, da die Maschinen zu heiß liefen, der Mörtel am Bau zu schnell trocknen würde oder kein geeignetes Kühlwasser für Kraftwerke verfügbar war. Kohle und andere Güter konnten auf dem Rhein wegen Niedrigwasser nur noch eingeschränkt transportiert werden und die benötigte Kapazität stand auf der Straße nicht zur Verfügung. Die Liste der Risiken ist lang.
Letztendlich trifft uns der Klimawandel alle selbst dort, wo wir uns noch verhältnismäßig sicher fühlen. Wenn es zu Versorgungs- und Lieferengpässen kommt, weil Produkte in ihren Herkunftsregionen nicht mehr aufgrund von Überschwemmungen oder Trockenheit ausreichend produziert werden können, die Lieferketten und Verkehrswege blockiert sind, sind lange Wartezeiten, Produktionsausfälle und hohe Preise die Konsequenz.
In einer kürzlich veröffentlichten KfW-Meldung heißt es “Befragungsergebnisse aus dem KfW Klimabarometer zeigen, dass sich (nur) 41% der Unternehmen in Deutschland aktuell (15%) oder perspektivisch (26%) von den negativen Folgen des Klimawandel betroffen sehen. Dementsprechend hat auch nur ein Teil (14%) bereits Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel umgesetzt.“ und das obwohl „Je nach Ausmaß der Erderwärmung rechnet eine jüngst vom BMWK veröffentlichte Studie bis 2050 mit weiteren klimawandelbedingten volkswirtschaftlichen Schäden in der Größenordnung von 280 bis 900 Mrd. EUR für den Fall, dass nicht gegengesteuert wird. Dabei stellen die ermittelten Werte nur eine Untergrenze dar, da Klimawirkungen, die nicht monetär bewertbar sind, in der Kostenrechnung nicht berücksichtigt wurden.”
Es ist wohl doch an der Zeit, sich zu überlegen, wie und wo wir überall betroffen sein könnten und was wir dagegen unternehmen können. Oder wäre das viel zu teuer? Darüber mehr in einem der nächsten Blogartikel.
P.S. Geschrieben habe ich diesen Artikel vor einem Jahr. Der nächste Sommer naht und laut dem DWD Witterungsvorhersagen wird es wieder heiß. Sind Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger besser vorbereitet? Ich fürchte nicht, denn mit dem vergangenen Herbst war die Hitze wieder aus dem Sinn.
Mehr Mythen:
#1 Noch mehr Klimaanpassung? Wir haben doch schon Energiesparmaßnahmen ergriffen!
und bald:
- Der Staat und die Kommunen müssen Bürger und Unternehmen vor Klimawandelfolgen schützen
- Klimaanpassung ist teuer. Das können wir uns jetzt nicht leisten.
- Wir haben derzeit andere Prioritäten und können uns auch noch später an die Klimaänderungen anpassen
- Wir haben Blühwiesen angelegt und Bäume angepflanzt. Wir haben damit Vorsorge getroffen.
- Die Folgen des Klimawandels werden zu starken Belastungen und Einschränkungen führen